Montag, 5. August 2013

Politische Psychiatrie im Ostblock: Verwahrung und Zersetzung - wird in Bayreuth bei Gustl #Mollath die Verwahrung fortgeführt?

Eine der ersten vorgeschlagenen Medikationen 2005 in der lange vor ihm geheim gehaltenen Krankenakte von Gustl Mollath ist die Gabe von Haldol, unter Patienten und in den Haftanstalten besonders gefürchtet, als "Betonspritzen":

Das Neuroleptika lässt den Körper bewusstlos oder taub werden und hat über Tage Nachwirkungen von Koordinationsstörungen und absolutem Schwere-Gefühl. Es verkürzt die Lebenszeit der Patienten um Jahrzehnte, wird in aufgeklärten Psychiatrien nicht mehr verwendet. Gustl wurde zu seinem Glück nicht dazu gezwungen.

Der Beipackzettel ist nicht leicht zu bekommen, weist aber aus, dass eine Nebenwirkung das Auftreten von Wahnvorstellung sein kann. Gustl erzählt das im Interview mit Nina Hagen, das ansonsten nicht leicht anzuhören ist, aber Gustls ruhige Haltung zu ihrer etwas hysterischen Übergriffigkeit erleben läßt.

Die allgemeinen Foltervorwürfe gegen das Personal in den Kliniken sind unsinnig, und wenn die Taten der psychiatrischen Opfer ausgeblendet werden, die Sicht auf die verschiedenen Krankheitsbilder abgewehrt wird, kann davon keine Reform der Umstände ausgehen. 

Die Qualität der Arbeit in der Psychiatrie wird durch die Bayreuther Vorgänge natürlich enorm in Frage gestellt: 
Ein Gutachter, der nicht nach ärztlichem Ethos arbeitet, das dem wissenschaftlichen Stand und Standard und dem eigenen Gewissen mehr verpflichtet ist als den Erwartungen des Richters und der Staatsanwaltschaft, und diesen noch Hinweise gibt, dass es für eine Einweisung mehr angegebene Straftaten braucht, statt diese abzulehnen ...

... da dachten einige im Umfeld an Geldzahlungen der HypoVereinsbank, die natürlich auch das Konto der Klinik führt, mein Gefühl liegt eher zwischen Erpressung, Gewöhnung und den Rotarierkreisen, die sicher in dem Provinzhauptstädtchen die ehrenwertesten Hilfeleistungen auch für die Anstalt organisieren.

In der DDR, aus der Dr? Klaus Leipziger stammt und wohl 1984 kam, konnte Psychiatrie verschiedenes bedeuten: Im positivsten Fall wurde ein fanatischer Friedensfreund und Regimegegner dort besser untergebracht und konnte statt Bautzen den Garten pflegen, bis über die Sache Gras gewachsen war.

Im Negativen waren Staatskritiker natürlich abgestempelt und der Freundlichkeit des Ärzte ausgeliefert, und die Einsicht in die Segnungen des staatlichen Sozialismus konnte dabei wachsen. Im widerständigen Verhalten standen natürlich Haldol und dazu die diversen Psychopharmaka aus dem Westen zur Verfügung, die für die dortige Zulassung noch eine breitere Erprobung in Studien brauchten.

Damit waren Devisen und Kontakte zu gewinnen, die auch in den Westen führen konnten ...
Die Aufarbeitung der DDR-Psychiatrie ist relativ schnell eingestellt worden, weil den meisten Tätern nicht einzelnes verschulden nachzuweisen war, und weil natürlich alle Betroffenen ihre Lebensläufe reinigten. 

Auch Gauck hat, aktuellen Meldungen zufolge, Akten weggeben lassen, vor allem, wenn sie mit CIA und Abhör-Thematiken zu tun hatten. Die Neuen Länder hatten mit der Reform ihrer Psychiatrien natürlich genug zu tun, und nun hatten natürlich alle Beteiligten einen Neuanfang in ihrem Leben. Ob und was sie dabei gelernt haben, bleibt die andere Frage. 


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